Monat: Januar 2021

Stricken gegen die Kälte

Eine unserer Aktionen, mit der wir besonders viele Menschen in Aachen und sogar deutschlandweit erreichen, ist das Strickcafé und die damit verbundenen Woll- sammeltage.
Die Wollsammeltage finden zweimal jährlich statt und es gibt immer einen Länder-schwerpunkt mit Flüchtlingsbezug. So haben wir schon über den Iran und den Irak, den Libanon und Afghanistan, die Situation von Roma in den Balkanländern und die Türkei informieren können.
Leidenschaft für das Stricken haben die Frauen des Strickcafés – mit der gesammelten Wolle haben sie auch das Material, um jeden Mittwoch im Strickcafé gemeinsam zu stricken und sich auszutauschen. Die fertigen Strickwaren werden dann über uns persönlich bekannte Kontakte in die Zielländer geschickt, die beim Stricken gemeinsam als Länderschwerpunkt ausgewählt wurden.
Eigentlich alles ganz einfach und eine Frage der Organisation? Mitnichten! Beim Zielland Iran, in das die gestrickten Sachen an Flüchtlinge aus Afghanistan geschickt wurden, konnten aus Sicherheitsgründen immer nur kleine Pakete geschickt werden, damit das Ganze nicht auffällt. Eines Tages kamen Pakete zurück und es mussten und konnten andere Wege gefunden werden, um die Spenden in die richtigen Hände kommen zu lassen. Alle unsere Pakete sind angekommen und die Sachen konnten an Flüchtlinge verteilt. Es wurde bei einer vermeintlich ganz simplen Aktion, dem Stricken, viel über die Situation afghanischer Flüchtlinge im Iran gesprochen und viele Teilnehmerinnen des Strickcafés unterstützten die Petition gegen Abschiebungen nach Afghanistan sowie die Mahnwache „Abschiebestopp nach Afghanistan“.
Motivierend für die Strickerinnen sind natürlich solche Rückmeldungen: Meine Freundin im Iran hat erzählt, dass die Kinder sich riesig gefreut haben. Sie haben sogar gesagt, weil sie jetzt schöne warme Kleider geschenkt bekommen, werden sie in der Schule sehr fleißig sein mit der Hoffnung, dass sie nochmal so was bekommen können. Ist das nicht süß?! Vielen Dank euch für diese wertvolle Freude!
Die Freude, wenn die Pakete am Bestimmungsort angekommen sind, ist im Strickcafé immer groß. Wichtig sind auch Fotos, auf denen die selbst gestrickten Sachen wiedererkannt werden können.
Ein ähnliches Beispiel ist die Türkei. Von zwei Projekten, an die unsere Spenden gehen sollten, war der halbe Vorstand plötzlich inhaftiert und somit die Menschenrechtssituation in der Türkei intensiv diskutiertes Thema beim Stricken. Die Motivation, die Situation in der Türkei weiter in die Öffentlichkeit zu tragen und Flüchtlinge dort zu unterstützen, ist so groß, dass ein ganzes Jahr zugunsten der Türkei handarbeitet wurde.
Mit Wollsammeltagen und dem damit verbundenen Interesse der lokalen Medien erreichen wir viele Menschen, die dann über das eigentlich völlig unpolitische Stricken etwas von unseren Länderinformationen und die Amnesty-Flüchtlingsarbeit erfahren und diese auch zahlreich unterstützen.
Üblicherweise (bis zur Pandemie und hoffentlich bald wieder) finden die Wollsammeltage in der Citykirche statt. Gestrickt wird im Welthaus bzw. im Garten des Wethauses in Aachen. Das Porto für die Pakete, Versand von Einladungen etc. läuft über den Kooperationspartner im Bistum, das Büro der Regionen. Besonders freuen wir uns über Spenden, die uns regelmäßig immer wieder erreichen und helfen, das Strickcafé seit 2014 durchführen zu können. Eine besonders kreative Unterstützerin nutzt ihre Strickkurse, um für das Projekt zu werben und dann sowohl Wolle als auch Spenden zu gewinnen. Viele Frauen, die sich nicht mehr so häufig aus dem Haus wagen, stricken zu Hause und freuen sich, so auch das STRICKEN GEGEN DIE KÄLTE unterstützen zu können.
Es ist ein Projekt, das vielen Unterstützenden sehr ans Herz gewachsen ist. Weiterhin gilt: Wir wissen um die therapeutische Wirkung des Strickens und wollen gemeinsam gegen die Kälte stricken. Die fertiggestellten Strickwaren können, wenn gewünscht, auf sicherem Weg zu Flüchtlingen in Krisenregionen geschickt werden. Herzlich eingeladen sind Flüchtlingsfrauen und alle, die Stricken lernen möchten, sich mit ihrer Häkelarbeit zu uns gesellen wollen oder die Begegnung mit Flüchtlingen suchen. Bei den Treffen erfahren wir mehr über die Situation in den Ländern, aus denen Menschen kommen, um in Europa Schutz zu suchen. Dank unserer erfolgreichen Wollsammelaktionen können wir das Material stellen.

Wir freuen uns, wenn Sie Kontakt aufnehmen: Ingeborg Heck-Böckler i.heck-boeckler@amnesty-aachen.de oder asylgruppe1206@amnesty-aachen.de

Weitere Informationen unter: https://save-me-aachen.de/ oder bei Facebook: https://facebook.com/savemeaachen

„Wenn niemand hinschaut“

Lieferkettengesetz: Jugendliche fordern globale Verantwortung
Aktionswoche der Jugendorganisationen von Brot für die Welt, Amnesty International und Plan International e.V.

Mit einer Aktionswoche unter dem Motto „Wenn niemand hinschaut“ unterstützen Amnesty Jugend, Brot für die Welt Jugend, der Jugendbeirat von Plan International Deutschland und weitere Jugendnetzwerke die Forderung nach einem wirksamen Lieferkettengesetz. Vom 7. bis zum 15. Januar 2021 gibt es täglich informative Beiträge und ein virtuelles Programm. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Aktionswoche größtenteils online über die Social-Media-Kanäle der Jugendorganisationen stattfinden, geplant sind aber auch Straßenaktionen in verschiedenen deutschen Städten. Höhepunkt ist am 14. Januar eine digitale Podiumsdiskussion mit Gyde Jensen (MdB, FDP, Vorsitzende Ausschuss für Menschenrechte), Matthias Zimmer (MdB, CDU, Ausschuss für Menschenrechte & Arbeit und Soziales), der Firma VAUDE und jungen Aktivist*innen.

„Deutsche Unternehmensgewinne beruhend auf Ausbeutung und Menschenleben, meist im globalen Süden, sind für uns als junge Generation einfach nicht mehr hinnehmbar. Dass sich der politische Prozess um das Lieferkettengesetz seit Monaten verzögert, macht mich wütend“, erklärt Georg Freier (20) von Brot für die Welt Jugend. SPD und CDU haben nur noch bis zum Ende der Legislaturperiode im September Zeit, um ihre Koalitionsversprechen umzusetzen. Dazu gehört auch das Lieferkettengesetz. Auch deshalb liegt die Aktionswoche symbolisch zu Beginn des Bundeswahljahres 2021.

„Ich finde es toll, dass wir uns als aktive Jugendliche und junge Erwachsene verbünden und gemeinsam Aktionen planen. So viele von uns setzen sich für Klimaschutz, globale Gerechtigkeit und andere wichtige Themen ein. Wenn wir zusammenarbeiten, wird man uns nicht mehr überhören können“, ist Paula Janßen (19) vom Plan-Jugendbeirat überzeugt.

Das Lieferkettengesetz soll deutsche Unternehmen verpflichten, Menschenrechts- und Umweltstandards in ihren weltweiten Lieferketten einzuhalten. Eine Umfrage der Bundesregierung ergab, dass nur circa 20 Prozent der Unternehmen ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang der Wertschöpfungskette nachkommen.