Italien verschärft Strafen gegen private Seenotretter
MiGAZIN Von Redaktion – 7. August 2019
Flüchtlingspolitik
Italien verschärft Strafen gegen private Seenotretter
Italien hat die Strafen für private Seenotretter drastisch
verschärft. Evangelische Kirchen halten das Gesetz für
vorgeschoben: Es ziele einzig darauf, die zivile Seenotrettung zu
kriminalisieren.
Das vom italienischen Parlament verabschiedete Gesetz für härtere
Strafen gegen Seenotretter stößt bei den Vereinten Nationen und
bei Kirchen auf Kritik. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR äußerte
sich am Dienstag besorgt über die Verschärfung. Die Retter
spielten eine unschätzbar wichtige Rolle und dürften nicht
kriminalisiert werden, erklärte ein UNHCR-Sprecher am Dienstag in
Genf. Die neue italienische Gesetzgebung könnte private
Seenotretter im Mittelmeer abschrecken und somit Menschenleben
gefährden.
Ebenso dürften zivile Rettungsschiffe und die Handelsschifffahrt
nicht gezwungen werden, aufgenommene Bootsflüchtlinge an die
libysche Küstenwacht zu übergeben oder sie direkt zurück nach
Libyen zu bringen. Die unberechenbare Sicherheitslage und Berichte
über Menschenrechtsverletzungen in den Haftzentren zeigten, dass
Libyen kein sicheres Land für Flüchtlinge sei.
Bis zu einer Million Euro Strafe
Das Parlament in Rom hatte am Vorabend ein bislang geltendes
Dekret des rechtsgerichteten Innenministers Matteo Salvini als
Gesetz beschlossen. Danach müssen zivile Organisationen zur
Rettung von Bootsflüchtlingen und Migranten bis zu einer Million
Euro zahlen, falls ihre Schiffe in italienische Gewässer
einfahren.
Der Bund der evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) kritisierte,
einziges Ziel des Gesetzes sei es, die zivile Seenotrettung zu
kriminalisieren. Von daher wäre es angemessener gewesen, dass neue
Gesetz als Kriminalisierungserlass zu bezeichnen. Die Reform habe
nichts mit der Sicherheit der Italiener oder der Migranten zu tun,
argumentierte FCEI-Präsident Luca Maria Negro. Er verwies darauf,
dass das Gesetz die Anlandung ziviler Seenotrettungsschiffe mit
Flüchtlingen untersage, gleichzeitig aber kleinere
Flüchtlingsboote aus eigener Kraft den Hafen von Lampedusa
erreichten.
„Es geht um Diskreditierung“
Zudem übersteige die Zahl der Migranten, die aufgrund des
Dublin-Übereinkommens aus anderen EU-Ländern nach Italien
zurückgesandten werden, die Zahl der Bootsflüchtlinge, fügte Negro
hinzu. Statt aber nach einer europäischen Lösung zu suchen, gehe
es der Regierung nur darum die Nichtregierungsorganisationen zu
diskreditieren.
In Italien ist privaten Seenotrettungsschiffen bereits seit
längerem die Einfahrt in die Häfen des Landes untersagt. Laut der
Internationalen Organisation für Migration (IOM) erreichten in
diesem Jahr knapp 39.300 Menschen mit Booten über das Mittelmeer
Europa. Davon kamen knapp 4.000 in Italien an. In Griechenland
gingen fast 19.000 Flüchtlinge und Migranten an Land. Den Angaben
zufolge starben in diesem Jahr mindestens 840 Menschen bei der
Passage über das Mittelmeer. (epd/mig)