Tag gegen Rassismus: Schutz vor Diskriminierung und Gewalt bleibt auch in Corona-Krise drängende Aufgabe     
BERLIN, 20.03.2020 – Anlässlich des Tags gegen Rassismus am 21.
 März erinnert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International
 daran, dass der Schutz vor Diskriminierung, Hassrede und
 rassistischer Gewalt eine drängende gesamtgesellschaftliche
 Aufgabe bleibt.
Tag gegen Rassismus: Schutz vor Diskriminierung und Gewalt bleibt       auch in Corona-Krise drängende Aufgabe               
 Einen Monat nach dem rassistischen Anschlag von Hanau mahnt Amnesty     International die deutschen Sicherheitsbehörden weiter an: Der     Schutz vor Diskriminierung und rassistischer Gewalt ist eine Frage     der inneren Sicherheit. Gleichzeitig bleibt die Zahl rassistischer     Gewalttaten weiter hoch in Deutschland; diese Lage kann sich durch     die Corona-Krise verschlechtern, die Ressentiments und Rassismus zu     Tage bringt.        
 „Mit der Corona-Krise drohen wir zu vergessen: Der rassistische     Anschlag von Hanau ist erst knapp einen Monat her. Rassismus und     Menschenfeindlichkeit bedrohen, verletzen und töten Kinder, Frauen     und Männer in Deutschland. Die Angriffe von Hanau oder auch Halle     sind schreckliche Gewaltexzesse und gleichzeitig nur die Spitze     eines Eisbergs täglicher Diskriminierung und rassistischer Angriffe     auf unsere Nachbarn, unsere Kolleg_innen oder uns und unsere     Kinder“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty     International in Deutschland.
 Rassistisch motivierte Straftaten haben laut Zahlen des     Bundeskriminalamts 2018 (7701 Fälle) im Vergleich zu 2017 (6434) um     etwa 19 Prozent zugenommen. Ähnlich sieht es im Bereich     antisemitischer Strafteten aus mit 1799 Fällen im Jahr 2018 und 1504     im Jahr 2017 (plus etwa 16 Prozent), knapp 90 Prozent ordnen die     Behörden dem rechten Spektrum zu.
 „Der Schutz vor Rassismus und Diskriminierung ist ein Menschenrecht     und eine Frage der inneren Sicherheit“, so Beeko. „Es war     überfällig, dass die Sicherheitsbehörden und der Generalbundesanwalt     ihre Bemühungen verstärkt haben. Wie wir diese Woche im Vorgehen     gegen sogenannte ‚Reichsbürger‘ gesehen haben, ist es weiterhin     dringend notwendig, dass der Rechtsstaat angemessen und konsequent     organisierte rassistische Strukturen bekämpft.“
Nicht nur der Staat, sondern wir alle sind gefragt
 „Bundespräsident Steinmeier hat diese Woche zu Recht in einem     Interview betont, dass der Einsatz gegen Rassismus eine     gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Solange Menschen in unserem     Land Angst haben müssen, beschimpft, bedroht und angegriffen zu     werden, weil sie eine Kippa oder ein Kopftuch tragen, wegen der     Farbe ihrer Haut oder wegen der Sprache, die sie sprechen, sind wir     alle gefordert“, so Beeko. „Es braucht eine Ausweitung und     konsequentere Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Rassismus.     Es braucht langfristige Menschenrechtsbildung für unsere Kinder und     Enkel und es braucht von uns allen Achtsamkeit und Zivilcourage im     Alltag.“
 Bundespräsident Steinmeier hatte in einem Interview bei T-Online     Anfang der Woche betont: „Jeder Einzelne muss widersprechen, wenn er     rassistische Sprüche am Stammtisch oder im Fußballstadion hört. Denn     darauf gibt es nur eine Antwort: ‚Wenn das deine Haltung ist, passt     du hier nicht rein‘. Ich weiß, was ich erwarte, ist schwer. Aber es     ist notwendig.“  
Diskriminierung in Corona-Zeiten entgegentreten
 „In Krisen-Zeiten, wie einer Corona-Pandemie, zeigen sich Stärke und     Solidarität einer Gesellschaft. Dazu gehört, wie sie für besonders     Schutz- und Hilfsbedürftige sorgt, aber auch, wie sie jeder     Ausgrenzung und Diskriminierung entgegentritt“, sagt Beeko. Medien     hatten berichtet, wie in zahlreichen Fällen beispielsweise Menschen,     von denen angenommen wurde, sie kämen aus China, beleidigt,     angegriffen und verletzt wurden. 
 Nährboden für rassistische Einstellungen und Gewalt
 Ein in dieser Woche erschienener Bericht der Europäischen Kommission     gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) des Europarats bescheinigt     Deutschland auch für 2019 einen weiter zunehmend rassistischen     Diskurs in der Öffentlichkeit. „Wenn Menschen in Medien und     gesellschaftlichen Debatten diffamierend dargestellt, abgewertet und     ausgegrenzt werden, seien sie nun Menschen jüdischen Glaubens,     Muslime oder Flüchtlinge, ist das der Nährboden für rassistische     Einstellungen und Gewalt“, erinnert Beeko.