Die Gesichter und Schicksale hinter den Flüchtlingszahlen
Originalartikel auf aachener-nachrichten.de
Von: Thorsten Vierbuchen
„Die Ausstellung wurde von Ingeborg Heck-Böckler selbst zusammengestellt, sie hat auch alle Fotos selbst gemacht“, erklärt Merete Menze, Geschäftsführerin des Paritätischen in der Städteregion Aachen. Ingeborg Heck-Böckler von Amnesty International zeige in ihrer Ausstellung „ergreifende Texte und berührende Fotos“. Jeder müsse sich bewusst die Frage stellen, was Europa da macht, denn es gebe leider einen Zusammenhang zwischen dem Reichtum Europas und der Armut in den Ländern, aus denen die Menschen nach Europa fliehen, so Menze weiter.
Auch die Integrationsbeauftragte der Stadt Aachen, Heidemarie Ernst, betont die Wichtigkeit, sich der Verantwortung bewusst zu werden und Grenzen zu überwinden: „Ich danke Frau Heck-Böckler für diese Ausstellung, sie zeigt welche Schicksale hinter den Flüchtlingen stehen.“
Die Nadelfabrik sei der ideale Ort für diese Ausstellung, da sich dort Menschen aus allen Kulturen mit „freundlicher Neugier“ begegneten, sagt die Integrationsbeauftragte. „Die Themen Krieg und Flucht sind globale Probleme, um die wir uns auch global kümmern müssen. Das wird in der Ausstellung deutlich.“
Deutliche Worte findet auch Knut Paul von der Bundespolizei, der seit 25 Jahren im Bundesgrenzschutz aktiv und seit 2014 Mitglied des Bündnisses für Flüchtlinge ist. „Wir sind der erste Ansprechpartner für die Flüchtlinge, und wir haben uns in den letzten zweieinhalb Jahren aufeinander zu bewegt.“
Dennoch seien viele Fehler im Umgang mit der Flüchtlingsthematik gemacht worden, so Paul. „Die Entwicklung der Flüchtlingszahlen war bereits seit 2010 zu erkennen. Trotzdem waren wir irgendwann mit unserer Polizeistärke am Limit.“ Zudem seien viele Flüchtlinge gar nicht registriert worden, weshalb man gar nicht genau wissen könne, wie viele Menschen tatsächlich nach Europa gekommen sind.
„Wir werden jeden Tag mit Zahlen bombardiert. Die Ausstellung von Ingeborg Heck-Böckler zeigt, dass dahinter Menschen mit einem Gesicht stehen, dass Schicksale zur Flucht führen und dass es Ursachen dafür gibt“, betont Knut Paul. Heck-Böckler wolle nicht schockieren. „Das brauchen wir auch nicht. Aber sie zeigt deutlich, dass wir etwas tun müssen.“
In den regelmäßigen Gesprächen während der Sprechstunden werde man mit viele erschütternden Erfahrungen der Flüchtlinge konfrontiert, schildert Heck-Böckler den Ursprung der Idee zur Ausstellung. „Ich wollte darüber berichten und mir selbst einen Eindruck von der Situation der Menschen machen. Dabei ging es mir nicht darum, nur den Schrecken zu zeigen.“
Sie habe sehr viel von den Flüchtlingen gelernt, und sie sei beeindruckt gewesen, mit welcher Würde die Menschen ihrem Schicksal begegneten, berichtet Heck-Böckler. „Wir wollten mit der Ausstellung verdeutlichen, dass es auch in Leid und Elend etwas Schönes gibt. Dazu zählt vor allem die Unterstützung, die viele Menschen täglich leisten, um den Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten.“ Es sei die Pflicht Europas, diesen Menschen zu helfen, sagt Ingeborg Heck-Böckler.
Noch bis zum 6. Juni
Die Ausstellung ist noch bis Montag, 6. Juni, in der Nadelfabrik, Reichsweg 30, zu sehen. „Zudem findet am 6. Juni, 10 bis 17 Uhr, unser Bildungstag statt“, gibt Manuela Aye, Leiterin des Integration-Teams der RWTH Aachen, einen Ausblick. An diesem Tag seien Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten eingeladen, sich die Ausstellung anzusehen und mit Experten aus Politik und Verbänden zu diskutieren.